Motorfliegen

„Aus den Reihen der Segelflieger heraus prüften einige in den sechziger Jahren das Angebot auf dem Motorsegler- und Motorflugzeugmarkt. Sie wollten Strecken unabhängig von Thermik fliegen, geplant von „A nach B“ gelangen. 1967 wurde die erste Jodel Ambassadeur gekauft.“

So wurde in der Vereinschronik zum 40jährigen Bestehen unseres Vereins die Entstehung der Motorflugsparte auf dem Farrenberg beschrieben. Von nun an konnten auch größere Strecken geplant und geflogen werden, Auslandsreisen waren angesagt. Die Motorfliegerei fand im Verein schnell viele interessierte Piloten, so dass wir mittlerweile drei Flugzeuge unser Eigen nennen können.

Die „Jodeln“ werden im Verein vielseitig genutzt.

Für Rund- und Streckenflüge genauso wie für Flugzeugschlepps oder für mehrtägige Ausflüge. Wenn das Team Helmut Vogt / Manfred Grohe ins Flugzeug steigt, starten sie zu Fotoflügen in ganz Süddeutschland. Bilder, die dabei entstehen, sind oft in den Zeitungen zu finden. Bei einem dieser Flüge entstand auch das „legendäre“ Nebelbild unseres Flugplatzes.

Als „Arbeitstiere“ kommen die drei Flugzeuge unter anderem bei Segelflugwettbewerben zum Einsatz. Dann werden die weißen Segler von den Motormaschinen im „F-Schlepp“, also im Flugzeug-Schlepp, in die Luft gebracht, um direkten Anschluss an die Thermik zu bekommen.

Die Motorflugzeuge müssen der Sicherheit wegen immer auf dem neuesten Stand der Technik gehalten und regelmäßig gewartet werden. Diese Checks werden von Vereinsmitgliedern durchgeführt, die extra dafür Lehrgänge besucht haben.

Derzeit fliegen auf dem Farrenberg drei Jodel DR400 Regent

Spannweite von 8,70 m
Motorleistung: 180 PS
Höchstgeschwindigkeit: 308 km/h
Hersteller: Avions Robin, Dijon

"Der rote Doppeldecker vom Farrenberg"
D-EEPK: Bücker Jungmann

Bücker Jungmann

Baujahr: ca. 1950
Spannweite: 7,40 m
Motorleistung: 180 PS
Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h
Restauriert: 1980-1983Seit nunmehr 30 Jahren ist er vom Mössinger Hausberg nicht mehr wegzudenken – der „rote Doppeldecker vom Farrenberg“. Auch wenn er derzeit nicht flugtauglich ist wollen wir an dieser Stelle folgende Story nicht verschweigen: Hier kommt die erstaunliche und spannende Geschichte, wie die „PK“ Anfang der 80er Jahre ihren Weg auf den Farrenberg fand – Schmunzeln und Staunen erlaubt!

Die Anfänge der „Bücker“

1934 – eigentlich war die Zeit der Doppeldecker in der Fliegerei fast schon vorbei – konstruierte Clemens Bücker die heute legendäre Bücker 131 als doppelsitziges Schul-, Sport- und Kunstflugzeug. Etwas später folgte die einsitzige Bücker 133, die aufgrund eines stärkeren Motors als Kunstflugmaschine über Jahrzehnte leistungsmäßig unschlagbar war. Da die 131 schon damals aufgrund der durchdachten Konstruktion in Serie gebaut werden konnte, wurde sie eines der meistgebauten Flugzeuge ihrer Klasse. Man schätzt, dass weltweit etwa 10.000 Stück gebaut wurden – selbst in Japan wurden Lizenzbauten zur Pilotennachwuchsschulung eingesetzt. Die letzten in Serie hergestellten Maschinen wurden in Spanien in den 60er Jahren für die Ausbildung von Militär- und Airlinerpiloten eingesetzt. Nach dem Einsatz bei der spanischen Luftwaffe wurden die Flugzeuge demontiert und in einem Hangar in Albacete eingelagert.

Als Schrott nach Mössingen

1977 – jetzt beginnt die Geschichte der D-EEPK vom Farrenberg. Durch Kontakte mit dem spanischen Kriegsministerium erfuhr Siggi vom Bestehen und der Möglichkeit, die schrottreifen Maschinen zu erwerben. Im Juli des Jahres reiste Siggi mit Wolfgang Serwatzy mit der Vereinsjodel „HI“ nach Albacete, um den »Edelschrott« zu besichtigen. Bei einer Versteigerung drei Monate später erwarb er ein Flugzeug in desolatem Zustand, aber bis zur letzten Schraube komplett.

Nach großem Papierkrieg, Ausfuhrgenehmigung, Zollpapiere usw. wurde der Neuerwerb im Astir-Hänger im Winter aus Südspanien nach Mössingen geholt. Hier meinten einige „alte Hasen“ unter den Fliegerkameraden nach Begutachtung: Die Maschine fliegt nie wieder!

Der Wiederaufbau beginnt

Trotzdem wurde 1980 mit der Restaurierung begonnen. Nach dem sorgfältigen Zerlegen in sämtliche Einzelteile wurde Stück für Stück gereinigt, von Prüfern des Luftfahrtbundesamtes begutachtet, defekte Teile neu angefertigt und alles für den Zusammenbau lackiert und konserviert.
Dies liest sich leicht, ist aber eine unvorstellbar mühsame Arbeit. Tatkräftig unterstützt wurden wir hier von vielen Vereins-kameraden, die mit Know-how und technischen Möglichkeiten ihren freiwilligen Beitrag zum Gelingen beitrugen.

„Nackt“ in der Öffentlichkeit

1982 kam die D-EEPK zum ersten Mal in die Öffentlichkeit, aber nicht so, wie sie heute aussieht: Anlässlich eines Bückertreffens auf dem benachbarten Degerfeld wurde die Maschine nackt, d.h. ohne Außenbespannung und ohne Motor in Einzelteilen per LKW hintransportiert, dort zusammengebaut und ausgestellt. Dies war auch in Fachkreisen eine Sensation, da üblicherweise nur fertige und fliegende Maschinen zu sehen sind. Bei dieser Gelegenheit bot ein Bückerpilot einen gebrauchten passenden Motor sehr preisgünstig an, so dass nach dem Erwerb alle Teile vorhanden waren.

Endspurt und Erstflug

Dies stachelte zu einer Art Endspurt an, so dass die Fertigstellung mit dem Erstflug im August 1983 abgeschlossen wurde, der vom Farrenberg aus erfolgte. Siggi war selten so aufgeregt – nach wenigen Minuten machte der Testpilot vom LBA sogar noch Kunstflug über dem Platz, bevor er – begleitet von allen motorgetriebenen Flugzeugen – zum Degerfeld flog und dort landete. Sein kurzer Kommentar: Sieht nicht nur toll aus – fliegt auch prima! Gleich darauf wurde Siggi von ihm auf das neue Flugzeug eingewiesen.

Der verflixte 13. Start

Von da ab wurde geflogen, wann immer das Wetter und die Zeit es erlaubten. Auch eine Außenlandung auf dem Modellflugplatz beim 13. Start – der Aberglaube scheint sich zu bestätigen – in der Nähe von Hechingen aufgrund eines technischen Defektes, der bei der Abnahme von der Behörde nicht erkannt wurde, meisterte Sigi als alter Segelflieger gekonnt und ohne Beschädigung. Siggi behauptet, dass sehr viel Glück mit dabei war… Zum ersten Mal im Ausland Mit dem alten, offenen Flugzeug durch Europa zu reisen, ist schon was ganz besonderes. Die erste Tour führte zurück ins Herkunftsland Spanien. Die Freude der dortigen Controller und Flieger über die schöne Maschine könnte in vielen Anekdoten viele Seiten füllen. So wurde in Valencia beim Anflug der Bücker rigoros der gesamte Verkehr von Boeing-Verkehrsflugzeug bis zum Mirage-Jäger angehalten, um der »Bücker Aleman« die ungestörte Landung auf der mit 3000 Meter viel zu langen Bahn zu ermöglichen. Dass die D-EEPK einen Platz in der Halle bekam, war eine Bedingung der Spanier. Weitere Flüge über Frankreich, England, Österreich und Italien in den Folgejahren sind Erlebnisse, die nicht so schnell vergessen werden.

Vielseitig eingesetzt

Die Bücker wird auch gelegentlich als Arbeitspferd eingesetzt, sowohl beim Schleppen von Segelflugzeugen wie auch beim Bannerschlepp steht sie als Oldtimer den modernen Fliegern kaum nach. In ihrer Zeit auf dem Farrenberg hat sie so schon ca. 850 Stunden in der Luft verbracht.
Auf den Flugtagen der benachbarten Vereine ist sie oft zu Gast mit Kunstflugvorführungen, um so in der modernen Welt den Ursprung der Fliegerei, den Idealismus und die Freude an einem Hobby zu zeigen.

Wir sind uns sicher, dass die meisten Leute, die schon einmal mitgeflogen sind, dies nicht so schnell vergessen werden – ihre Freude ist auch unserer Freude. Das Bückerteam vom Farrenberg.